M1
Prozess- und technische Anforderungsanalyse
Ziel von SmartProCare ist es, am Beispiel der 1:1-Intensivpflege ein möglichst seriennahes Telepräsenzsystem für den Pflegealltag sowie ein bedarfsgerechtes Schulungs- und Supervisionskonzept für Pflegefach- und -hilfskräfte zu realisieren und damit perspektivisch einen Branchenstandard zu schaffen.
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Obwohl bestimmte intensivpflegerische Aufgaben ausschließlich von Pflegefachkräften durchgeführt werden dürfen, besteht die Versorgung von Intensivpflege-Patient*innen zu einem erheblichen Teil auch aus einfachen, etwa aktivierenden oder rehabilitierenden Tätigkeiten. Diese könnten auch Pflegehilfskräfte unter der Voraussetzung übernehmen, dass sich die Pflegefachkraft jederzeit aus der Ferne zuschalten kann, um sich ein Bild vom Patienten zu machen und die Pflegehilfskraft notfalls anzuleiten. Das Verbundvorhaben SmartProCare will daher evaluieren, in welchen Pflegesituationen die physische Präsenz einer Fachkraft durch eine Telepräsenz ersetzt werden kann, ohne dass die Qualität der Leistungserbringung darunter leidet. Am Beispiel der ambulanten 1:1-Intensivpflege sollen die Gelingensbedingungen für die Implementierung eines Telepräsenz- und Telesupervisionsmodells interdisziplinär zu untersucht werden um darauf aufbauend einen seriennahen Telepräsenz-Prototypen zu entwickeln und im Realbetrieb zu erproben. Dazu soll ein Telepräsenz- und Telesupervisionsmodell mit Kamera- und Audiotechnik, bedarfsgerechten Endgeräten und Software konzipiert werden.
Aufgrund des demografischen Wandels nimmt die Anzahl multimorbider älterer Pflegebedürftiger in Deutschland beständig zu. Es lässt sich bereits heute ein signifikant gestiegener Bedarf nach Unterstützung durch ambulante Pflegeleistungen im Allgemeinen sowie ambulante Intensivpflegeleistungen im Speziellen zu konstatieren.
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Dieser Bedarf kollidiert bereits seit einiger Zeit mit einem Fachkräftemangel in der Pflege. Dies führt zu einer zunehmenden Überlastung der vorhandenen Pflegekräfte, was ganz besonders im Rahmen der aktuellen Pandemielage ersichtlich wird. In der Versorgung von Patient*nnen wird dabei bisher kaum auf technische Lösungen gesetzt. Es fehlen Erfahrungen und Standards. SmartProCare begegnet dem Fachkräftemangel am Beispiel der ambulanten Intensivpflege mit einem Ansatz, der zwischen Pflegefachkräften und Pflegehilfskräften technische Brücken baut und damit vorhandene personelle Potentiale besser nutzt. Durch Einsatz digitaler Lösungen will SmartProCare einen Beitrag leisten, diese Versorgungslücke zu schließen und dem Fachkräftebedarf in der Pflege zu begegnen. Das Pilotprojekt ist in Sachsen-Anhalt angesiedelt; einem Bundesland, das bereits jetzt stark vom demografischen Wandel betroffen ist.
Hier vollzieht sich verfrüht eine Entwicklung, die in den ländlichen Regionen der alten Länder mit etwa zwei Jahrzehnten Verzögerung ebenfalls zu erwarten ist, die dann aber eine deutlich größere Anzahl von Menschen betreffen wird. Eine Lösung, die sich unter den hier vorherrschenden Rahmenbedingungen als performant erweist, könnte zukünftig in einer Vielzahl von Regionen mit ähnlicher Entwicklung eingesetzt werden.
Zielgruppen
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SmartProCare soll zum Einen dabei helfen, Pflegefachkräfte zu entlasten und Ihnen mit angeleiteten Pflegefachkräften Unterstützung in der täglichen Arbeit zu bieten. Die körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten in der Pflege, führen zudem häufig dazu, dass Pflegefachkräfte in höherem Alter mit körperlichen Beschwerden zu kämpfen haben. Dies kann auch dazu führen, dass sie ihren Beruf nicht mehr bzw. nicht mehr vollumfänglich ausführen können. Im Rahmen des Projektes werden Pflegefachkräfte dahingehend weiterqualifiziert, dass sie mit Hilfe von Telematikinfrastruktur andere Pflegende anweisen und anleiten können. Diese Arbeit ist nicht körperlich belastend. Zudem werden hierfür vor allem ältere Pflegefachkräfte mit hohem beruflichen Erfahrungshorizont benötigt.
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Pflegehilfskräfte erlangen einen verbesserten Zugang zum qualifizierten Arbeitsmarkt ebenso wie Quereinsteiger in die Pflege. Damit verbunden werden Chancengleichheit und Diversität in der Branche gefördert. Eine Verbesserung des Arbeitsplatzangebotes, vor allem im ländlichen Raum, verringert zudem die berufsbedingte Abwanderung der Pflegehilfskräfte. Das „training-on-the-job“, welches mit der Nutzung des Telepräsenzsystems einhergeht, steigert die Digitalisierungskompetenz sowie die Team- und Problemlösungsfähigkeit und fördert das lebenslange Lernen.
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Für die Gepflegten und deren Angehörige steht die Verbesserung der Lebensqualität im Mittelpunkt des Vorhabens. Insbesondere in ländlichen Regionen wird dies über verringerte Suchzeiten, eine gesteigerte Versorgungsqualität und daraus resultierend mehr Selbstbestimmung verwirklicht.
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Pflegeunternehmen profitieren von einer Steigerung der Effektivität, Effizienz und der Versorgungsqualität, da die Telepräsenz die Reaktionszeiten im Pflegealltag reduziert und die Handlungsfähigkeit von Pflegehilfskräften stärkt. Mehr Flexibilität in der Gestaltung des Berufsalltags und der Arbeitsprozesse wird möglich, wodurch auch Familie und Beruf besser vereinbar sind. Das bereits angesprochene training-on-the-job zusammen mit dem passenden Schulungskonzept ist ein Weg, um Pflegehilfskraft zu Pflegefachkraft weiterzubilden. Somit können Pflegedienste Personallücken aus den eigenen Reihen schließen. Insgesamt steigern die genannten Aspekte der Telepräsenz die Attraktivität des Arbeitgebers und des Pflegeberufes als Ganzes.
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Perspektivisch kann das zu entwickelnde Telepräsenzsystem auch pflegende Angehörige bei pflegerischen Tätigkeiten in der Häuslichkeit unterstützen oder älteren Menschen im eigenen Zuhause länger ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Eine wesentliche Zielstellung des Projektes ist in diesem Zusammenhang die Entwicklung des technischen Unterstützungssystems am Bedarf der beteiligten Menschen auszurichten und nicht allein von den technischen Möglichkeiten her zu konzipieren.
Das Verbundvorhaben SmartProCare wird in einem interdisziplinären Ansatz mit folgenden Projektpartnern realisiert.
Ein 2017 gegründeter ambulanter Intensivpflegedienst mit Sitz in Wernigerode und Versorgungen im Einzugsgebiet südliches Sachsen-Anhalt/Niedersachsen.
Ein Medizintechnikunternehmen das bundesweit im Bereich Prüfung und Reparatur diverser Medizintechnik herstellerunabhängig agiert.
Eine innovative Hochschule mit praxisorientierte Studienangebote an den Fachbereichen Automatisierung/ Informatik, Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaften.
Anfahrt
Heltauer Platz 1
38855 Wernigerode
(03943) 66 62 129
Kontakt aufnehmen
Das Vorhaben SmartProCare (FKZ 02L19A510) wird im Rahmen des Programms „Zukunft der Arbeit – Arbeiten in der digitalisierten Welt“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds gefördert.